Der Hype um Cannabidiol (CBD) – Was steckt dahinter?
- 5. Oktober 2020
- Allgemein
Hanfprodukte boomen schon seit Längerem, vor allem Produkte, die Cannabidiol (CBD) enthalten, liegen stark im Trend. Trotz der rechtlich noch nicht ganz geklärten Situation haben große Konzerne ebenfalls Produkte mit CBD angekündigt, wie beispielsweise Coca Cola. In den verschiedensten Sektoren gibt es mittlerweile Produkte mit Bestandteilen der Hanfpflanze: Creme-Likör oder Kaffeesahne auf der Basis von Hanfmilch, Textilien aus Hanffasern, Kosmetik mit CBD-Öl. In der Gastronomie und in der Lebensmittelbranche waren 2019 Produkte, die mit CBD-Öl angereichert waren, der große Trend, noch vor der pflanzenbasierten Küche oder Zero-Waste. Das Gute an CBD: Es verursacht keinen Rausch. Bei CBD-Öl handelt es sich wahrscheinlich um das zurzeit meist diskutierte Produkt. Das liegt daran, dass Cannabis oder Hanf normalerweise für seine berauschende Wirkung bekannt ist. CBD ist jedoch der Antagonist der psychoaktiven Substanz THC und hemmt sogar deren Wirkung.
Die Hanfpflanze hat mehr als 600 Inhaltsstoffe, davon sind mehr als 110 biochemische Stoffe und Verbindungen der Cannabinoid-Gruppe. CBD und THC gehören hier ebenfalls dazu. Sie sind die bedeutendsten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Sie lassen sich beispielsweise in Form eines Öls aus der Pflanze extrahieren. Cannabidiol wird meistens aus den überirdischen Teilen der blühenden Hanfpflanze gewonnen. THC kommt vor allem in unbefruchteten, weiblichen Blütenständen vor. Der hohe Bedarf an CBD hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass vermehrt die Sorte Cannabis sativa gezüchtet wurde. Ihr Gehalt an CBD aus dem wertvolles CBD-Öl hergestellt wird, ist besonders hoch.
CBD-Öl kann viele verschiedene, wichtige Inhaltsstoffe haben, die der menschliche Körper nicht selbst produzieren kann. Diese sind insbesondere:
• Mineralstoffe
• Proteine
• ungesättigte Fettsäuren
• Vitamine
• 80 verschiedene Cannabinoide
Dabei ist die Zusammensetzung einzigartig. Neben den verschiedenen Cannabinoiden enthält die Pflanze noch etwa 400 weitere Wirkstoffe. Diese Zusammensetzung macht CBD und die Produkte damit zu einem interessanten Forschungsobjekt in der Pharmaindustrie.
CBD ist dem psychoaktiven THC aus der Hanfpflanze sehr ähnlich. Doch es hat die genau gegenteilige Wirkung. Wie kann das sein?
Der menschlichen Körper verfügt über ein sogenanntes Endocannabinoid-System. Dort befinden sich Rezeptoren, an die THC und CBD andocken können. Im Gehirn gibt es den Cannabinoid-1-Rezeptor, der eine zentrale Bedeutung hat. Er steuert Erinnerungen und Bewegung. Er bindet THC. Das bewirkt eine Ausschüttung von Dopamin, was die Wahrnehmung verändert. Es entsteht der sogenannten High-Zustand. CBD bindet nicht am CB1-Rezeptor, sondern blockiert diesen. Das hemmt in der Folge die psychoaktive Wirkung von THC. Darüber hinaus beeinflusst CBD noch einige weitere Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper. Hier hat die Medizin noch erheblichen Forschungsbedarf.
Hanfextrakt, das für die Gewinnung von CBD-Öl genutzt wird, stammt aus er Hanfblüte genauso wie THC auch. Allerdings hat es keine psychoaktive oder berauschende Wirkung. Frei verkäufliches CBD-Öl darf nicht mehr als 0,2 bis 0,3 Prozent THC enthalten. CBD-Öl kommt aus Hanfpflanzen, die kein oder nur ganz geringe Mengen THC enthalten.
Cannabidiol hat medizinisch gesehen sehr interessante Eigenschaften. Es wirkt entzündungshemmend, beruhigend, schmerzlindernd und antipsychotisch. Antipsychotisch bedeutet, dass es extreme psychische Zustände, wie Wahnvorstellungen oder unbegründete Ängste, verhindern oder lindern kann.
Bei chronischen Gelenkentzündungen kommt es in der Regel zu sehr starken Schmerzen. Diese Erkrankung ist sehr häufig der Grund für eine Berufsunfähigkeit. Allein in den USA haben mehr als 50 Millionen Menschen Probleme damit. In Deutschland liegt die Zahl der Betroffenen zwischen fünf und zehn Millionen. Dabei kommt es zu Arthrose und Arthritis.
Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf das eigene Immunsystem Gelenke, vor allem an Händen und Füßen, angreift und Entzündungen auslöst. Eine Arthrose hingegen ist eine degenerative Gelenkerkrankung, überwiegend an Daumen-, Hüft- und Kniegelenken. Es kommt bei beiden Erkrankungen zu steifen, geschwollenen und entzündeten Gelenken, die massive Schmerzen verursachen.
Es liegen Studien vor, dass CBD bei Entzündungsschmerzen helfen kann, indem es direkt an den Schmerzrezeptoren ansetzt. Das legt den Schluss nah, dass CBD ein wirkungsvolles Medikament bei Arthrose sein könnte. In Versuchen kam es beim Auftragen einer CBD-haltigen Creme zu einem Rückgang der Symptome. Da es sich allerdings hier nicht um klinische Studien handelt, kommt CBD in der Schulmedizin noch nicht zum Einsatz. Die Ergebnisse klingen jedoch vielversprechend und geben Anlass für weitere Forschungen.
Bei Hanfextrakten handelt es sich um eine jahrtausendealte Medizin, die leider in Vergessenheit geraten waren. Erst in den letzten Jahren haben Forscher wieder verstärkt die Pflanze untersucht. Dabei haben sie festgestellt, dass CBD beispielsweise bei Multipler Sklerose (MS) helfen kann. Das ist eine Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf es zu schweren Schäden an Gehirn und Nerven kommt. Ein häufiges Symptom bei MS sind Muskelkrämpfe und damit einhergehende chronische Schmerzen. Hier kann CBD-Öl helfen, die Schmerzen zu lindern.
CBD-Öl kann bei vielen Krankheiten, die mit chronischen Schmerzen verbunden sind, hilfreich sein und die Schmerzen lindern. Wenn die Schmerzen zu stark sind, hilft das Produkt alleine nicht. Aber es kann dabei helfen, die sonst üblichen hohen Dosen der anderen Schmerzmittel zu reduzieren. Denn CBD-Öl hat einen Vorteil gegenüber den anderen Medikamenten: Patienten zeigen unter der Einnahme keine gravierenden Nebenwirkungen. Zudem, so besagt ein Artikel im Journal of Experimental Medicine, ist es in Studien bislang noch zu keinem Gewöhnungseffekt gekommen. Bei den herkömmlichen Schmerzmedikamenten ist es meistens so, dass Patienten die Dosis ihres Schmerzmittels immer weiter erhöhen müssen, um die gewünschte Wirkung über einen längeren Zeitraum zu erzielen. Bei Hanfextrakten und CBD-Öl ist dies nicht der Fall.
Wichtig: CBD-Öl kann bei chronischen Schmerzerkrankungen die sonst verabreichten Schmerzmedikamente nicht ersetzen. Wichtig ist, ganzheitliche Maßnahmen anzuwenden, die dem Körper gegen die Krankheit helfen und nicht nur gegen die Symptome.