Die Geschichte des Hanf
- 23. August 2017
- Hanfsamen
Es wäre vielleicht vermessen zu behaupten, dass ohne den Hanf die Gesichte der Menschheit anders verlaufen wäre. Allerdings bildet er seit vielen Jahrtausenden einen Rohstoff, der die Produktion von Seilen, Kleidung und anderen wichtigen Alltagsgegenständen erst möglich machte. Hinzu kommt seine Robustheit gegenüber Umweltbedingungen, denn die Handpflanze kann an fast jedem Ort der Welt kultiviert werden, wobei der Aufwand für Pflege und Zucht als sehr gering zu bezeichnen ist. Dies Alles, gepaart mit seiner unbestreitbar medizinischen Wirkung, lässt den Hanf auch heute wieder interessant erscheinen. Jenseits von allen verbotenen Anwendungsmethoden handelt es sich um eine Pflanze, deren Nutzen auch in unserer Gegenwart ungebrochen hoch ist.
Die Hanfpflanze stammt ursprünglich aus Zentralasien. Hier konnten frühste Spuren von hier in der heutigen Region von Kasachstan gefunden werden. Diese Gegend ist seit jeher für ihr wechselhaftes und zum Teil auch raues Klima bekannt, sodass die Pflanze eine hohe Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse entwickeln musste. Es kann davon ausgegangen werden – wenngleich dies bisher nicht archäologisch abgesichert werden konnte – dass auch schon die Menschen der Altsteinzeit von diesem Naturprodukt gebrauch machten. Wenngleich die Verarbeitung eventuell nicht so kunstvoll ausfiel wie im späteren China, dürfte sie doch den Rohstoff für essenzielle Produkte des alltäglichen Lebens geliefert haben.
Seit etwa 12.000 vor Christus kann diese Nutzung auch belegt werden. Hanfschnüre aus Taiwan, die als Verzierungen an Tonobjekten angebracht waren, zeigen eine kunstvolle Form der Verarbeitung und den hohen Grad an Raffinesse, mit dem die Menschen bereits zu dieser Zeit vorgegangen sind. Selbst in Mitteleuropa finden sich sehr frühe erste Spuren der Hanfverarbeitung. Hierbei handelt es sich aber nur um Samen, die zumindest belegen, dass die Hanfpflanze zu dieser Zeit – etwa zwischen 4.000 und 5.000 vor Christus – nach Europa gebracht wurde. Eventuell handelt es sich dabei um die ersten Versuche, die Pflanze in anderen Regionen zu kultivieren.
Mit dem Aufkommen der ersten Hochkulturen entlang des Euphrat und des Tigris und der entstehenden Landwirtschaft, wurde auch die Hanfpflanze zu einem Objekt des gezielten Anbaus. Inschriften aus Mesopotamien und Ägypten belegen, dass die Pflanze für viele Zwecke gebraucht wurde. So wurden aus ihr Seile gefertigt und Kleidung hergestellt. Sie wurde als Heilmittel und schon damals als Rauchkraut verwendet. Es war auch nicht ungewöhnlich die Hanfblätter zum Anfeuern zu benutzen.
In China begann der wahre Siegeszug, denn hier wurde in großem Umfang zum ersten Mal der Nutzhanf kultiviert. Aus seinen Fasern stellte man Fischernetze her, walzte Papier und die besonders nahrhaften Samen wurden mit Vorliebe verzehrt. Die chinesischen Ärzte entwickelten gar eine ganze Medizin um diese Pflanze herum und in unzähligen erhalten gebliebenen Schriftrollen wird die Heilung von Krankheiten wie Malaria und Gicht mittels Nutzhanf beschrieben. Allerdings gibt es Anleitungen die beschreiben, wie die Pflanze zu Meditationszwecken eingesetzt werden kann. Eine Anwendung, die in dieser Form heute wahrscheinlich untersagt wäre.
Doch nicht nur in China erlange die Hanfpflanze eine hohe Popularität, auch in anderen Teilen der Welt wuchs ihre Bedeutung zusehends. Aus vielen Teilen Europas sind um die Zeit von 2.000 vor Christus Hanfschnüre bekannt. So kann davon ausgegangen werden, dass auch hier die Pflanze für viele verschiedene Zwecke genutzt wurde. Die Erkenntnisse hierzu erstrecken sich von Osteuropa, über den Mittelmeerraum bis hin nach Indien und in viele andere Regionen des Planeten.
Ab etwa 800 vor Christus ist die Hanfpflanze ein normaler Bestandteil der menschlichen Kultur. Buddha soll sich für sechs Jahre nur, von deren Samen ernährt haben. In China wurden Hanfblüten in Gräbern gefunden, die einen sehr hohen THC-Gehalt aufwiesen, was für eine gezielte Kultivierung dieser Eigenschaft spricht. Bei den keltischen Völkern war unter anderem Brauch, Hanfsamen mit in die Gräber der Verstorbenen zu geben. Bei den Griechen war es vor allem die Faser, die an Bedeutung gewann, denn zu jener Zeit wurden viele Kleidungsstücke, bis hin zu herrschaftlichen Gewändern, aus Hanffasern hergestellt.
Ab dem Mittelalter wurde die Hanfpflanze für allerlei medizinische Praktiken genutzt. Aufgrund des Zusammenbruches des Römischen Reiches ging allerdings eine enorme Menge an Wissen verloren, was die Anzahl gezielter Züchtungen stark zum Negativen beeinflusste. Dennoch erwähnt zum Beispiel die Gelehrte und Nonne Hildegard von Bingen die Hanfsamen in ihren Schriften und erklärt, dass diese gegen Magenbeschwerden, Geschwüre und bei der Heilung von Wunden eingesetzt werden könnten. Auch die Waffen jener Tage kamen ohne die Hanffaser nicht aus, denn die Sehnen der Langbögen wurden mit Vorliebe aus diesem Material gefertigt.
In späterer Zeit erlangte die Pflanze noch größere Bedeutung, denn die erste gedruckte Bibel des Johannes Gutenberg, wurde doch tatsächlich auf Hanfpapier der Welt präsentiert. Dies war auch noch viele Jahrhunderte lang konsequent der Fall, denn oftmals wurde zu jener zeit aus Lumpen, Hanfpapier gewalzt. Mit der Aufkommen globalen Schifffahrt wurden Hanfmatten und Taue unverzichtbar, denn diese konnten dem Salzwasser auf hoher See widerstehen. So war es nicht verwunderlich, dass bald auch die ersten Hanfsegel an den Masten der Schiffe im Wind flatterten. Ein weiteres sehr bedeutendes Dokument der Geschichte wurde ebenfalls auf Hanfpapier geschrieben. Die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung hätte ohne dieses Material in ihrer heutigen Form nicht angefertigt werden können.
In den ersten Jahrzehnten der modernen Welt war die Hanfpflanze noch unverzichtbar. Doch langsam begann ein Wandel, denn immer mehr Kunstfasern drängten auf den Markt und machten die Herstellung von Kleidung günstiger. Auch die Fertigung von Papier wurde vollkommen auf die Verwendung von Zellulose als Grundstoff umgestellt, der in diesem Fall aber aus dem Holz von Bäumen gewonnen wurde. Somit war ein weiterer Wesentlicher Punkt für die Nutzung der Hanfpflanze weggefallen. Dennoch gab es immer noch viele Anwendungsgebiete und schnüre und Taue aus diesem Material verloren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nichts von ihrer Bedeutung.
Anstoß für die letztendliche Ächtung des Hanfes gab schließlich seine halluzinogene Wirkung. Allerdings handelte es sich in weiten Punkten dabei nur um einen Vorwand, denn durch neu erfundene Maschinen, die die Ernte von Hanfwesentlicher leichter gemacht hätten, wären viele aufstrebende Unternehmen niemals zu ihrem globalen Einfluss gekommen. Dem Verbot des Hanfkonsums folgte dann sehr schnell das vollständige Anbauverbot in den USA, welches sich später auf andere Länder ausweitete. Nur während des Zweiten Weltkrieges wurde dieses wieder ausgesetzt, denn hier bedurfte es strapazierfähiger Materialen. Doch nach dem Krieg wurde dieses Verbot erneuert und bis zum Beginn der 90iger Jahre, blieben alle Vorbehalten unverändert bestehen.
Erst jetzt begann ein Umdenken und die Hanfpflanze durfte wieder kultiviert werden. Zwar wurden von nun an die Felder streng auf ihren THC-Gehalt überprüft, aber es war wieder möglich, die Pflanze für eine umfassende Nutzung bereitzustellen. Auch in der Medizin kamen neue Erkenntnisse auf, die die positiven Auswirkungen von Hanf bei krebs und anderen Erkrankungen offenbarte. Der Hanfpflanze wird langsam ihre teuflische Wirkung wieder abgesprochen und somit könnte dieser einzigartige Rohstoff einer neuen und sehr glanzvollen Zukunft entgegen blicken.