Deutsch-Kiffer – Kiffer-Deutsch: Die Nationalsprache der Potheads
- 16. Mai 2019
- Ratgeber
Die deutsche Sprache ist komplex, aber eben auch wunderbar exakt. Für nahezu jeden Umstand haben wir ein Wort. Wir nennen die Dinge immerhin beim exakten Namen und anders als die Engländer bezeichnen wir Amseln, Roststärlinge und Schwarzdrosseln nicht einfach nur als „blackbird“. Für erfahrene Cannabis-Freunde ist unsere Sprache jedoch herrlich zweideutig.
Während andere von ganz normalen Dingen sprechen, zuckt der Cannabis-Freund nervös mit den Augenbrauen und kann sich bei manchem eigentlich unverfänglichen Satz ein Grinsen nach dem Motto „wenn die nur wüssten“ nicht verkneifen. Grund genug, in die Fußstapfen von Mario Barth zu treten und anstelle des Sprachführers „Deutsch-Mann – Mann-Deutsch“ einen Band „Kiffer-Deutsch – Deutsch-Kiffer“ vom Stapel zu lassen. Aber fangen wie erst einmal mit zehn Begriffen an – Fortsetzung folgt, versprochen!
Hänger, der – Substantiv, maskulin
Im Deutschen allgemein ein umgangssprachlicher Begriff für ein Transportgefährt namens Anhänger. In der Jugendsprache ebenfalls häufig als Synonym für Spätzünder, Trantüte oder Schwachkopf zu finden. Der Kiffer dagegen versteht unter einem Hänger den letzten Rest eines Joints.
breit – Adjektiv
Bezeichnung dafür, dass sich etwas in eine seitliche Richtung ausdehnt, von einer bestimmten Breite ist oder einen großen Teil eines Volkes betrifft. Beim zutreffenden Beispiel „breite Masse“ bekommt der Cannabis-Freund allerdings gänzlich andere Assoziationen als der Durchschnittsbürger, der nicht an irgendein Festivalgelände, sondern eher an Durchschnittsverdienste denkt. Breit sein kann aufgrund zahlreicher Fressattacken oder im Überschwang des High durchaus wörtlich gemeint sein. Vielmehr beschreibt es jedoch einen Zustand wohliger Zufriedenheit mit schweren Beinen und einem Lächeln auf den Lippen.
Hecke, die – Substantiv, feminin
Der Duden definiert die Hecke als Anzahl dicht beieinanderstehender Sträucher bzw. als ineinander verwachsene Grenzbepflanzung, die in eine bestimmte Form geschnitten wird. Hier liegen die Welten gar nicht so seit auseinander. Immerhin meint auch der Cannabis-Freund mit Hecke ein in Form geschnittenes Gewächs. Allerdings handelt es sich dabei gemeinhin um schlechtes Gras, das mitunter sogar mit Stängeln gespickt ist. Kein Wunder, dass niemand mit einem grünen Herzen Verständnis dafür hat, dass sich jemand eine Hecke zulegen will.
Kopf, der – Substantiv, maskulin
Meist rundlicher durch den Hals mit dem Rumpf verbundener Körperteil des Menschen. Zum Kopf gehören Nase, Mund, Ohren, Augen und Gehirn. So die allgemeine Definition. Der Cannabis-Gourmet versteht unter der Phrase „sich einen Kopf“ machen jedoch keine (jedenfalls keine direkte) Eintrübung des Gemütszustands. Vielmehr geht es um das Ritual beim Befüllen eines Fingerhut großen Gefäßes mit aromatischem Marihuana. Amnesia Haze, White Widow oder doch Blueberry – was darf’s sein? Zumindest im übertragenen Sinne stimmt die Bedeutung überein. Schließlich funktioniert ohne Kopf weder der Mensch noch die Bong.
Shit, der – Substantiv, maskulin
Aus dem Englischen übernommener Jargon-Begriff (engl. shit = Scheiße), der inflationär als Ausdruck eines Missgeschicks verwendet wird. Im Gegensatz zum ebenfalls aus dem Englischen übernommenen „fuck“ wird „shit“ jedoch meist eher gezischt als lautstark geäußert. Ebenfalls geläufig ist Shit als Substantiv in Form von Aussagen wie „krasser Shit“ als Ausdruck der Bewunderung für eine tolle Sache. Unter „krassem Shit“ versteht der Cannabis-Freund ebenfalls eine tolle Sache, nämlich aromatisches Haschisch.
strecken, schwaches Verb
Schwaches Verb? Strecken ist wahrscheinlich genau das Verb, das jeden Gras-Gourmet am meisten auf die Palme bringt. Den Arm strecken, sich ausstrecken, alle viere von sich strecken – wenigstens hält der Duden eine für den Kiffer annehmbare Wortbedeutung für „strecken“ bereit: In der Jägersprache versteht man unter strecken nämlich das Erlegen der Beute. Und genau das würde der ansonsten friedliche Gras-Gourmet auch mit all jenen am liebsten machen, die Haschisch und Marihuana mit Haarspray, Wachs und anderen Dingen strecken und damit minderwertig machen.
Grashüpfer, der – Substantiv, maskulin
Umgangssprachliche Bezeichnung für die gemeine Heuschrecke. Während die meisten Menschen beim Begriff Grashüpfer an Schockmomente am Gartentisch oder an den Freundeskreis von Biene Maja denken, hat der Begriff Grashüpfer für Kenner eine ganz andere Bedeutung. Schließlich ist Grashüpfer eine nur allzu passende Beschreibung für Zeitgenossen, die nach dem Genuss kräftiger Sativa-Züchtungen abgehen wie Schmidts Katze.
Piece, die – Substantiv, feminin
Da sage einmal jemand, dass man hier nichts lernen kann. Als Piece bezeichnet man im bildungssprachlichen Kontext ein musikalisches Zwischenspiel bei Musik- und Theaterstücken. Zwischenspiel ist ein gutes Stichwort, denn so manches Piece (Haschisch) ist für den Konsumenten von Cannabis auch nicht mehr als ein Intermezzo für zwischendurch. Dafür aber sorgt ein gutes Piece bei Genießern ebenso für Verzückung wie die melodischen Klänge eines Streichquartetts für den bildungselitären Musikgenießer.
Absturz, der – Substantiv, maskulin
Die Dudenredaktion scheint das Innenleben des Gras-Konsumenten beim übermäßigen Genuss sehr gut zu kennen. Immerhin definiert der Duden das Abstürzen wahlweise als Sturz in die Tiefe, als Systemabsturz oder Zusammenbruch. Das liegt sehr nahe an der Realität – insbesondere, wenn der eine oder andere Indica-Grow mit im Spiel war. Endlich haben wir einmal einen eindeutig zweideutigen Begriff gefunden, der für Kiffer und Nicht-Kiffer eindeutig eindeutig ist – alles klar, oder?
Grüne Brille, die – Substantiv, feminin
Vor den Augen getragenes Gestell in modischem Grün mit Bügeln und zwei Gläsern, welche die Augen schützen oder die Sehschärfe verbessern. Das jedenfalls versteht der Ottonormalbürger unter einer grünen Brille. Eine grüne Brille haben hat für Insider jedoch nichts mit Mode, Augenschutz und nur sehr entfernt etwas mit der Sehschärfe zutun. Beschreibt die von Rapper Samy Deluxe im gleichnamigen Song beschriebene grüne Brille doch den Zustand, nicht mehr ohne Cannabis und seine Wirkung leben zu können und zu wollen. Immerhin sieht die Welt durch die „grüne Brille“ ganz anders aus.