Kifferlexikon – Die schönsten Perlen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
- 4. September 2019
- Ratgeber
Jede Subkultur bringt ihre eigenen „Fachbegriffe“ hervor, die sich mit der Zeit zu einer eigenen Sprache zusammenfinden, die niemand außerhalb so richtig versteht. Das gilt sowohl für unsere Politiker als auch für Fußballfans, Gamer und natürlich auch für Kiffer. Aus diesem Grund wollen wir es uns nicht nehmen lassen, einmal einen Blick auf die schönsten rhetorischen Kifferperlen im deutschsprachigen Raum zu werfen. Wenn du „Sportzigarette“ und „Bobel“ schon für kreativ gehalten hast, dann lass dich überraschen, was unsere Freunde aus Österreich und der Schweiz so alles im Kiffer-Duden stehen haben.
Bevor wir uns über unsere Nachbarn lustig machen, sollten wir zunächst einmal vor der eigenen Haustüre kehren. Abgesehen vom Begriff „kiffen“, der übrigens vom arabischen Wort „Kejf“ (relaxen, chillen) abstammt, sind unsere Wortneuschöpfungen nämlich etwas weniger kreativ als die unserer Nachbarn.
• Bobel: Bobel ist ein Begriff, der an der Küste entstanden ist und demnach vor allem im norddeutschen Raum Verbreitung findet. Als Tarnname vor Eltern, Polizei und manch anderen Autoritäten entwickelt, steht Bobel schlicht für Haschisch. Woher der Name kommt, das wissen wahrscheinlich selbst die Erfinder nicht mehr ganz so genau. Das ist aber auch völlig zweitrangig, immerhin ist neben dem Nomen „Bobel“ auch das Verb „bobeln“ mittlerweile fest im Wortschatz der norddeutschen Kiffer-Kultur angekommen.
• Grüne Brille: Die Musikfreunde unter euch werden wissen, dass der Begriff „Grüne Brille“ von niemand geringerem stammt als Mr. Samy Deluxe höchstpersönlich. In seinem gleichnamigen Song baut er dem Kiffen ein Denkmal, wobei „Grüne Brille“ das Lebensgefühl beschreibt, nicht mehr ohne den grünen „Treibstoff“ leben zu können.
• Ott: Auch dieser Begriff ist ein anderes Wort für Gras. Er stammt wieder einmal von den zugegebenermaßen sehr kreativen Norddeutschen und ist dementsprechend vor allem jenseits des Weißwurstäquators verbreitet. Nun könnte man glatt annehmen, dass Ott eine Abwandlung des Begriffs Pot aus dem Englischen wäre. Aufgrund der geographischen Nähe zu den Angelsachsen wäre das auch nicht verwunderlich. In Wahrheit aber leitet sich der Name Ott vom türkischen Begriff für Unkraut („ot“) ab.
• Sportzigarette: Die Sportzigarette ist wohl der bekannteste Kiffer-Begriff aus deutschen Landen und entstand vermutlich auf den Schulhöfen der 70er-Jahre, als in Schlaghosen gekleidete, langhaarige Schüler vor dem Sportunterricht noch einmal so richtig locker werden wollten. Andere Quellen behaupten, dass der Name „Sportzigarette“ auf den hochleistungssportlichen Aspekt des „Bauens“ zurückgeht.
Wenn die Schweiz für etwas bekannt ist, dann für riesige Toblerone, ihre Neutralität in so ziemlich jeder haarigen Angelegenheit und für eine unendliche Fülle an Verniedlichungen. Kein Wunder, dass auch das Kiffer-Vokabular der Eidgenossen für deutsche Ohren ziemlich putzig klingt.
• Abwiide: Was soll das denn nun heißen? Das ist der Druckerschwärze – pardon – Pixel gewordene Beweis dafür, dass die Schweizer es schaffen, in jedes Wort zusätzlich Buchstaben wie „i“, „ä“ und „ü“ hineinzupacken. Der Ursprung für „Abwiide“ ist schlicht das englische „Weed“, also Gras. Aber vielleicht ist es jenseits der großen Berge im Süden unserer Republik ja auch üblich, Worte bis zur Unkenntlichkeit zu verschlüsseln.
• Bullefurz: Für den kläglichen Rest, der von einem Joint nach dem Cannabis-Genuss übrig bleibt, gibt es etliche Begriffe. Abseits von Stumpf oder Stummel sind die Schweizer besonders kreativ und nennen das Überbleibsel „Bullefurz“. Eine Assoziation mit den Darmwinden von Rindern liegt zwar nahe. Dem Vernehmen nach ist mit „Bulle“ hier aber die eidgenössische Polizei gemeint. Angeblich stammt der Begriff daher, dass der Cannabis-Rest in den „Bullefürzen“ so gering ist, dass die Polizei nichts unternehmen darf.
• Düübele: Wie du siehst, fällt „Düübele“ in die gleiche Kategorie wie Abwiide. Hätte es hier nicht gereicht, es beim einfachen „ü“ zu belassen? Düübele ist, wie du dir vielleicht schon denken kannst, die Verniedlichung von Dübel. Also einem Begriff, den wir auch in unserem deutschen Kiffer-Duden als Synonym für Joint oder Sportzigarette finden.
• Rauchi: Was „rauchi“ bedeutet, dafür braucht es keinen Grundkurs in Schwizerdütsch. Dennoch zeigt das Schweizer Äquivalent zu „rauchen“, wie inflationär die Verniedlichungsform mit „i“ gebraucht wird. Und einmal ganz ehrlich, wenn ein Schweizer Gendarm einen Cannabis-Freund beim „rauchi von a Düübele“ erwischt, klingt das so niedlich, dass dieser gar nicht anders kann, als ihn unbehelligt laufen zu lassen. Ganz schöne Schlitzohre, diese Schweizer!
• Schrube: Das, was man bei uns als „Bauen“ oder „Drehen“ kennt, ist bei den eidgenössischen Gras-Freunden das „Schrube“. Gemeint ist natürlich die hohe Kunst, aus einer Portion „Abwiide“ und einem „Filterpapierli“ einen „Düübele“ zum „rauchi“ zu „schrube“ – also durch gezieltes Drehen einen perfekten Joint zu rollen.
In Österreich ist bekanntlich einiges anders. Das trifft vor allem auf die Sprache zu. Obwohl wir auf dem Papier die gleiche Sprache sprechen, trennen uns doch so manche Wortgräben, die das gegenseitige Verständnis erschweren. Oder wüsstest du, was der Österreicher mit „Tuchend“ (Bettdecke), „Haferl“ (Tasse) oder „Tixo“ (Klebeband) meint? Im Kiffer-Jargon ist es nicht anders.
• 1 Jannick schallern: Der Kulturikone Money Boy hat Österreich so einige rhetorische Perlen zu verdanken. Darunter etwa Blüten wie „bitches wegcocken“. 1 Jannick schallern ist dabei eine kryptische Bezeichnung für „einen durchziehen“. Im Vergleich zu anderen Synonymen liegt der arme „Jannick“ bei uns gleich vor „an Tschunti puffn“ auf Rang eins der Begriffe für das Kiffen.
• Hiadl: Hiadl bedeutet in Österreich Hut. Was aber hat das jetzt genau mit dem Kiffen zu tun? Vielleicht hilft dir der folgende Satz bei deinen Interpretationsversuchen auf die Sprünge: „A Hiadl ziag’n.“ Wortwörtlich übersetzt bedeutet das so viel wie „einen Hut durchbeißen“. Anders als bei uns „Piefkes“ nennt der Österreicher das Herzstück seiner Bong nicht Kopf, sondern Hut. Damit bedeutet das melodische „A Haidl ziag’n“ nichts anderes als „einen Kopf durchziehen“.
• Stanziel: Der Begriff „Stanziel“ stammt aus dem Wiener Dialekt. Dort steht er aber völlig unverdächtig für eine leckere Eistüte. Erfinderisch, wie Cannabis-Freunde nun einmal sind, hat es nicht lange gedauert, bis der Begriff aus dem Lokalkolorit kurzerhand adaptiert und in das landesweite Kiffer-Repertoire aufgenommen wurde. Immerhin können Kiffer in Wien so in aller Öffentlichkeit unbemerkt vom Rauchen sprechen.
• Wuzelpapier: Den Abschluss unseres kurzen interkulturellen Ausflugs bildet das „Wuzelpapier“. Wer schon einmal in Österreich war, der weiß, dass „wuzel“ bzw. „wuzeln“ dort für so ziemlich alles stehen kann. Selbst im Duden steht das „Wuzeln“ unter anderem für das Betreten eines besonders engen Raumes, eine Bewegung beim Kickern und auch für einen Kosenamen, von dem niemand weiß, wo er herkommt. In der österreichischen Ausgabe des Kiffer-Dudens ist „Wuzeln“ dagegen als Synonym zum „Drehen“ oder „Bauen“ zu finden. Analog ist das „Wuzelpapier“ auch das, was für den Schweizer das „Filterpapierli“ und für uns das „Pape“ ist.
Natürlich gibt es noch unzählige weitere Szene-Begriffe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit diesen Grundkenntnissen über die Gewohnheiten unserer Nachbarn bist du jedoch bestens für einen Urlaub in den Alpenrepubliken gerüstet und verstehst immerhin, worum es geht, wenn von „Abwiide“, „Stanziel“ und „A Hiadl ziag’n“ die Rede ist. Damit geht es dir zumindest anders als den vielen „Unwissenden“, die nicht um die Zweideutigkeit der deutschen Sprache wissen. Mehr dazu findest du in unserem Artikel „Deutsch-Kiffer – Kiffer-Deutsch“.